Lebenslauf des Jacob Wiebe ∞ Anna Friesen

Lebenslauf des Jacob Wiebe (Ixxx) ∞ Anny Friesen (Ixxx)

Quelle: Quellen ID: Sxxx)”Wiebe 3′′ Einzeldruck aus dem 41. Allgemeinen Band des Deutschen Geschlechterbuches, Verlag C. A. Starke – Limburg an der Lahn

Anmerkung: Weder die hier aufgeführten Personen, noch die Quelle an sich werden derzeit in Webtrees geführt, aus diesem Grund gibt es auch noch keine “S- und I-Nummern”). Ich werde diese sobald als möglich nachpflegen.

Lebenslauf des Jacob Wiebe ∞ Anna Friesen

Das Ehepaar Jacob Wiebe ∞ Anna Friesen (IV) besaß von dem 64 Hufen (die Hufe ist eine Maßeinheit für bäuerlichen Grundbesitz und gleich 66 2/3 preußische Morgen) umfassenden Areal des Dorfes Groß Lesewitz (heute Lasowice Wielkie, Województwo pomorskie, Polen)  einen Bauernhof von 12 Hufen Größe. Außerdem gehörte noch etwa 112 Hufe Wiesenland in dem Dorfe Krebsfelde (Kr. Marienburg) dazu. Diese Wiesen wurden aber wegen der großen Entfernung vom Hauptgrundstück als Fettviehwiesen oder zur Heubereitung genutzt.

Das Hauptgrundstück bestand aus fruchtbaren Acker- und Wiesenflächen. Zur Erhaltung der Fruchtbarkeit war eine gute Entwässerung des Bodens dringend notwendig. Die Kosten für die Reinigung der Abzugsgräben, für die Unterhaltung der Laken (= Gewässer, Vorflutgräben) sowie für die Instandhaltung der Deiche waren sehr hoch.

Drei Laken (die Wiedauer, Schadwalder und die Lindenauer) durchflossen die Ländereien der Eheleute Wiebe / Friesen und leiteten das überschüssige Wasser zum Mündungsgebiet der Weichsel und Nogat.

Der Hof und die Wohn- und Wirtschaftsgebäude waren auf einem Sandhügel (Berg) errichtet, der sich angeblich im 17. Jahrhundert nach einem Deichbruch gebildet haben soll. Dieser “Berg” hatte Jacob Wiebe den Spitznamen “Bergseher Wieb” eingetragen. Im Jahre 1888 drohte wieder eine Überschwemmung. Die Bauern der tiefer gelegenen Höfe hatten ihre Vieherden daher vorsorglich auf dem “Wiebeschen Berg” in Sicherheit gebracht. Der Hof soll damals einem Heerlager geglichen haben.

Die Gebäude (Wohnhaus, Scheunen, Ställe) waren alle durch Blitzableiter gesichert, weil infolge der hohen Lage schon einmal eine lange Scheune und ein Vieh- und Pferdestall dem Blitz zum Opfer gefallen waren.

Der Hof und die Gebäude waren in Form eines länglichen Rechtecks angelegt. An einer Schmalseite stand ein

großes zweigeschossiges, massives Wohnhaus, an der gegenüberliegenden Schmalseite eine große Scheune. Durch eine Veranda gelangte man in das Wohnhaus. Von dieser Veranda aus konnte man den in zwei Teile geteilten Hof mit allen Wirtschaftsgebäuden gut übersehen. Der schönste Ausblick von der Veranda war der Blick auf das 12 Kilometer Luftlinie entfernte Ordensschloß, die Marienburg.

Das Wohnhaus enthielt im Erdgeschoß mehrere große, vier Meter hohe Räume für Wohn- und Wirtschaftszwecke. Im größten “Saal” fanden regelmäßig mennonitische Andachten statt. Das Obergeschoß enthielt zahlreiche Wohn- und Schlafräume. Von einigen dieser Zimmer gelangte man auf einen Balkon, von dem sich eine prachtvolle Aussicht auf Parkanlagen, Blumen- und Rasenflächen bot. An der Rückseite des Hauses führte eine breite Freitreppe in den mit hohen Kiefern, Fichten, Buchen, Eichen und Linden bestandenen Park. Inmitten dieses Parks hatte Jacob Wiebe eine 25 Meter hohe Fahnenstange aufstellen lassen, an der bei besonderen Anlässen die schwarz-weiße Flagge mit dem preußischen Adler gehißt wurde. Für die zahlreichen Enkel und Enkelinnen hatte er im Park Spielgeräte aufstellen lassen, von denen das schönste eine große Schaukel war, in der 5-8 Kinder gleichzeitig Platz hatten. Im Park befand sich auch ein von seiner Frau gepflegter Blumengarten. Von dort gelangte man dann in den Gemüse- und Obstgarten, der auch sehr gepflegt wurde, denn der Bedarf an Obst und Gemüse für den recht umfangreichen Haushalt war sehr groß.

Außer den Scheunen, Speichern und Ställen ist noch besonders der im Jahre 1871 erbaute große Pferde- und Rindviehstall zu nennen. Dieser Stall war ein massiver Backsteinbau und reichte zur Aufnahme und Unterbringung von etwa 50 Pferden und 75 Kühen aus. Eine Wasserleitung war durch den ganzen Stall bis zur letzten Futterkrippe gezogen. Die Jungtiere (Füllen und Färsen) wurden in den Scheunen untergebracht. Ein Schweine- und Kälberstall enthielt gleichzeitig noch Räume für Federvieh. Ein großer Speicher war für Getreidelagerung und für die Unterbringung von Kutschwagen, einer Schrotmühle und dem Pferde geschirr eingerichtet. Ein Dampfdrehsatz diente zum Ausdreschen des Getreides und eine Lokomobile zum Antrieb der Schrot- und Häckselmaschinen.

Außer mit der Vieh- und Pferdezucht befaßte sich Jacob Wiebe mit dem Getreide- und Zuckerrübenanbau. Auch der Anbau von Raps spielte eine große Rolle.

Der umfangreiche Wirtschaftsbetrieb erforderte viele Arbeitskräfte. Außer dem weiblichen Hauspersonal von 4-5 Kräften waren 12 bis 15 verheiratete Instleute dauernd auf dem Hof beschäftigt. Ein Wechsel dieser Kräfte fand selten statt. Die meisten von ihnen waren schon über 15 Jahre auf dem Hof tätig. Sie wohnten in einem der drei Insthäuser und wurden vom Hof beköstigt. Als Entlohnung erhielten sie Deputat und Bargeld. Sobald ihre Kinder nicht mehr schulpflichtig waren, wurden sie mit leichten Arbeiten auf dem Hof beschäftigt und mit zunehmendem Alter als Gespannknechte eingesetzt.

Jacob Wiebe und seine Frau sorgten sehr für das Wohlergehen der Familien ihrer Instleute. Bei Krankheiten waren sie um ärztliche Betreuung bemüht. Stets waren sie über die wirtschaftlichen Verhältnisse ihrer Leute unterrichtet und halfen ihnen immer, wenn es Not zu lindern gab.

Ein sich alljährlich wiederholendes Ereignis war das um den 11. November (Martini) stattfindende Schlachtfest. An diesem Tage – meist schon am vorhergehenden Abend – erschienen die verheirateten Söhne und Töchter mit ihren Ehegatten zur Mithilfe. Kurz nach Mitternacht wurden die in schmiedeeisernen Kandelabern steckenden, selbstgezogenen Talgkerzen angezündet, und dann begann die Arbeit. Meistens waren es 8-10 fette Schweine, jedes 4-5 Zentner schwer, und 1 Rind, die geschlachtet wurden. Jeder Helfer hatte seinen bestimmten Platz und bemühte sich, diesen gut auszufüllen. Küchenmaschinen gab es damals noch nicht, und die meiste Arbeit mußte mit den Händen geleistet werden. Salz und Rauch waren die gebräuchlichsten Konservierungsmittel für das Fleisch. Gegen Abend, wenn die Hauptarbeiten beendet waren, rüsteten sich die Helfer und Helferinnen zur Heimfahrt. Nun gab es für die Bauersfrau noch eine Aufgabe: alle Helfer mußten entschädigt werden. Körbe und Taschen waren von ihnen schon vorsorglich mitgebracht worden und standen zur Füllung bereit. Leber-, Blut- und Fleischwurst, Karbonade sowie anderes Fleisch, vor allem Rippenspeer, wurden eingepackt, und dann ging es auf den Heimweg. Die Kinder warteten schon sehnsüchtig auf ihre Eltern und die Mitbringsel an leckeren Sachen.

Einen “Dauerbesuch” auf dem Hof stellten die wandernden Handwerkergesellen dar. Maurer, Zimmerer, Tischler, Gärtner, Schneider, Sattler, Stellmacher und andere zogen damals einzeln von Hof zu Hof und boten Bauern ihre Dienste an. Ihre Hilfe wurde meist gern angenommen, denn für Handwerker gab es auf den Höfen immer Arbeit. Mitunter waren für einzelne Handwerker so viele Instandsetzungsarbeiten vorhanden, daß sie wochenlang Beschäftigung fanden. Die Leute wurden dann auf den Höfen gut verpflegt und fanden in den fast überall vorhandenen Handwerkerstuben Nachtquartiere vor.

Jacob Wiebe und seine Frau waren sehr fleißig und sparsam. Am Essen wurde jedoch nicht gespart. Das gesamte Personal, alle Mitarbeiter, Handwerker, Gäste usw. erhielten stets ein schmackhaftes und ausreichendes Essen. Das Brot wurde in einem eigenen Backhaus meist aus grobem Roggenmehl gebacken. Schweineschmalz diente als Brotaufstrich. Zum Frühstück wurde Gerstengrütze mit Milch gegessen. Milch gab es auch zum Mittagessen nach Bedarf. Die Besitzerfamilie erhielt kein besonderes Essen. Während der Erntezeit gab es zwei Jahre alten “Schroden”, das war fettes Pökelfleisch, das nach einem Jahre in einer anderen Tonne eingesalzen worden war.

Die Bauersleute liebten keinen Familienstreit. Trat ein solcher einmal bei den verheirateten Söhnen oder Töchtern auf, dann sorgte Frau Wie bein ihrer ruhigen und sanften Art für eine sofortige Schlichtung.


 

Google Maps Link Groß Lesewitz

Bild des Hofes?

Es ist bei einer Suche im Netz das einzige gewesen, was den Beschreibungen entspricht, jedoch ist dies nicht ´durch irgendwelche Quellen verifiziert worden:

Screen Shot 2015-04-11 at 12.35.33

Author: Andre Dieball

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